Uni-Assist: Teurer Stolperstein für internationale Studierende in Deutschland!
Baustelle internationale Mobilität! Dem Aufruf der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) folgend, befinden sich rund 140 Berliner Beschäftige von uni-assist e.V., einem Dienstleister der deutschen Hochschulen, in einem dreitägigen Warnstreik. Eine Ausweitung des Streiks wird sich auf die internationalen Studienbewerber/-innen, die im kommenden Sommersemester in Deutschland studieren möchten, auswirken. WUS fordert die Rückverlagerung der Aufgaben an die Hochschulen.
Wiesbaden, 04. Februar 2020. „Der Kompass ist auf Tarifvertrag gestellt“! lautete die Parole der uni-assist-Beschäftigten am 29. Januar 2020. Grund: ver.di fordert neben der Anwendung des Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst (TVöD Bund) eine Reduzierung der durchschnittlichen Arbeitszeit und transparente tarifvertragliche Regelungen im Umgang mit Befristungen und Entfristungen. Die organisierten Beschäftigen wissen, dass die Ausweitung des Warnstreiks Auswirkungen auf internationale Studienbewerber/-innen haben wird, „sehen allerdings keine anderen Möglichkeiten mehr, ihren Anliegen Gehör zu verschaffen“. Der Warnstreik gibt Anlass die Hürden, die der Dienstleister uni-assist e.V. für internationale Studierende birgt, hervorzuheben. Wie unterschiedlich die Erfahrungen mit uni-assist sein können, zeigen die Berichte internationaler Studierender, die sich beim World University Service (WUS) gemeldet haben.
Auch wenn er selbst gute Erfahrungen gemacht hat und sich bereits in Deutschland befand, bevor er sich auf ein Studium bewarb, berichtet ein nepalesischer Medizinstudent dem WUS, dass viele seiner Freunde in Nepal Probleme bei der Überweisung der Gebühr haben. Die Bearbeitungskosten für den ersten Studienwunsch: 75,00 EUR. Für jeden weiteren Studienwunsch kommen 30,00 EUR hinzu. „Bei uni-assist kann man entweder mit Kreditkarte zahlen oder per Banküberweisung. Da in Nepal nicht viele über Kreditkarten verfügen und Banken aus gesetzlichen Gründen verweigern Geld ins Ausland zu überweisen ist es zumindest ein schwieriger Prozess.“
Eine indonesische Studentin beklagt den hohen bürokratischen Aufwand bei uni-assist. Trotz erfolgreichem Abschluss des Bachelorstudiums an der Frankfurter Goethe-Universität, plagte sie lange die Ungewissheit, ob die nötigen Unterlagen zur Bewerbung eines Masterstudiums von uni-assist akzeptiert werden. Sie machte bereits zu Beginn ihres Bachelorstudiums schlechte Erfahrungen und wollte umso besser auf die Bewerbung zum Masterstudium vorbereitet sein. Dazu nahm sie vorab die universitäre Beratung in Anspruch, die ihr versicherte alle nötigen Unterlagen für den Studiengang vorliegen zu haben. Gemeinsam haben sie und der Berater die Unterlagen bei uni-assist hochgeladen. „Eine Woche vor Bewerbungsfrist erhielt ich die Nachricht über die Unvollständigkeit meiner Unterlagen. Ich sollte die Studienleistungen meines Studiums in Indonesien einreichen, obwohl ich meinen Bachelor in Deutschland abgeschlossen habe. In wenigen Tagen versuchte ich diesen Nachweis nachzureichen. Leider erreichte mich die Information über die Vollständigkeit meiner Unterlagen erst nach der Bewerbungsfrist für den Masterstudiengang. Es war eine sehr stressige Zeit, da wir als internationale Studierende für die Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis stets Nachweise über den weiteren Studienverlauf erbringen müssen.“ Es zeigt sich, dass an den Hochschulen und uni-assist geteilte Zuständigkeiten vorliegen.
Hier wird deutlich, dass das Outsourcing Konzept sich nicht bewährt hat. „Die Bewertung der Hochschulzugangsberechtigungen gehört zurückverlagert an die Hochschulen. Hierzu müssen die Hochschulen besser mit Personal ausgestattet werden.“, fordert Dr. Kambiz Ghawami, Vorsitzender des World University Service (WUS).“ Zu einer „Willkommenskultur des Studienstandortes Deutschland“ sollte es gehören, dass die Hochschulen selber in der Lage sein sollten, Studieninteressierte zu beraten, deren Zulassungsanträge selber zu prüfen und die Studierenden willkommen zu heißen, statt wie bisher sie über uni-assist in ein kafkaeskes und teures Verfahren zu schleusen. Die Deutschen Länder sollten die Hochschulverwaltungen so ausstatten, dass sie ihrem Anspruch und Auftrag zur Internationalisierung des Studienstandortes Deutschland gerecht werden können, “ so Ghawami abschließend.